Sprachsensible Vermittlung
in Museum und Schule

Sich austauschen, mitmachen, die eigene Stimme finden – die Erfahrungen der Pandemie haben einmal mehr verdeutlicht, wie wichtig sprachliche Förderung und kulturelle Teilhabe für die jüngsten Menschen unserer Gesellschaft sind. Kunst bietet vielfältige Sprechanlässe und Möglichkeiten zur Ausbildung sprachlicher, kultureller und sozialer Kompetenzen. Das Erasmus+ Projekt Heraus mit der Sprache! verbindet daher Sprachdidaktik und Kunstvermittlung.

Ästhetisches und
ganzheitliches Lernen

Im Zuge des einjährigen Projekts haben Kunstvermittlerinnen des Kunsthistorischen Museums Wien und Wissenschaftlerinnen der Universität Duisburg-Essen gemeinsam evaluierte Lern- und Lehrmaterialien für Schüler*innen der Sekundarstufe I (10 bis 12 Jahre) entwickelt. Nach dem Prinzip des ästhetischen Lernens fördern die Materialien die sprachlichen Kompetenzen der jungen Besucher*innen. Der Begriff Sprache ist dabei weit gedacht und umfasst auch affektiv-emotionale, nonverbale und künstlerische Ausdrucksweisen. Im Sinne einer inklusiven und vielfaltsorientierten Kunstvermittlung wird auch der Mehrsprachigkeit der Schüler*innen Raum gegeben.

Mitsprache am Lernort Museum

In mehreren Workshops wurden die Materialien mit vier Klassen aus Wiener Mittelschulen im Museum erprobt. Die Schüler*innen konnten dabei das Museum mit allen Sinnen erleben und es so als außerschulischen Lernort für sich entdecken. Ganz nach dem Motto ,,Heraus mit der Sprache!“ wurden sie eingeladen, ihre Erlebnisse, Erfahrungen und Meinungen zu artikulieren.

 

Nach dem Ende der Workshops wurden Ablauf und Materialien wissenschaftlich evaluiert und entsprechend adaptiert. Die Ergebnisse dieses Prozesses stehen nun zum kostenlosen Download zur Verfügung.

Sie bilden die Grundlage für ein neues Vermittlungsprogramm des Kunsthistorischen Museums Wien. Für Pädagog*innen, DaZ/DaF-Trainer*innen und alle Interessierten halten die Lern- und Lehrmaterialien Anregungen und Werkzeuge für eine sprachsensible Arbeit mit Kunstwerken bereit. 

Heraus mit der Sprache!  

Sprachsensible Vermittlung in Museum und Schule    

Mai 2022 – April 2023  

Erasmus+
Kleinere Partnerschaft im Bereich Schulbildung  

Diese Kunstwerke können die Schüler*innen kennenlernen.

Lern- und Lehrmaterialien

Die im Rahmen des Projekts entwickelten Lern- und Lehrmaterialien stehen hier kostenfrei zum Download bereit. Pro Einheit setzen sie sich aus einem Leitfaden für Pädagog*innen, dem Museumsbuch für Schüler*innen und Druckvorlagen zusammen.

Der Leitfaden versteht sich als Begleitkommentar zur didaktischen Umsetzung und unterstützt die Vorbereitung des Museumsbesuchs. Das Museumsbuch nutzen die Schüler*innen für die Aktivitäten während der Workshops. Es dient zum Schreiben, Zeichnen, Lesen und Entdecken. Die Anzahl und Reihenfolge der Workshops kann modular an die Bedürfnisse der Gruppe angepasst werden.

Ein Vorwort mit wichtigen Hinweisen zur Arbeit mit der Materialsammlung finden Sie hier:

Download (pdf, 943 KB)

Mit Kunstvermittler*in?

Buchen Sie für Ihre Gruppe einen, mehrere oder auch alle Workshops mit den Kunstvermittler*innen des Kunsthistorischen Museums. Vorbereitung und Durchführung übernehmen die Vermittler*innen.

Anregungen für die Vor- und/oder Nachbereitung der Museumsbesuche im Unterricht finden sich im Leitfaden.

Für Buchungsanfragen kontaktieren Sie bitte die Abteilung Kunstvermittlung: kunstvermittlung@khm.at

Oder auf eigene Faust?

Führen Sie die Aktivitäten selbst durch: Mithilfe des Leitfadens können Sie sich auf die Einheit(en) im Museum vorbereiten. Arbeitsmaterialien und Requisiten für den Museumsbesuch stehen in der Heraus mit der Sprache!-Museumstasche für Sie bereit.

Diesen können Sie per Mail unter kunstvermittlung@khm.at oder telefonisch unter +43 1 525 24 - 5202 reservieren.

Alle Workshops auf einen Blick

Vor dem Besuch

Einheit A

Vorbereitung in der Schule  

Themen:

Vorbereitung auf den ersten Museumsbesuch; Museumsregeln; Sammeltätigkeit der Schüler*innen

Sprachlicher Fokus:

Aktivierung der Mehrsprachigkeit der Schüler*innen; Aktivierung des Wortschatzes zum Thema Museum

Download (zip, 3 MB)
Im Museum

Einheit 1

Mensch und Museum  

Themen:

Kennenlernen des Kunsthistorischen Museums; Einführung in Geschichte und Architektur des Bauwerkes; Frage nach Entstehung, Zweck und Funktion von Sammlungen – damals und heute    

Sprachlicher Fokus:

Sinneseindrücke beschreiben, Gegenstände einer (historischen) Kunstsammlung benennen

Download (zip, 7 MB)

Einheit 2

Der Mensch im Bild  

Themen:

Selbstporträts von Künstler*innen (Parmigianino, Rembrandt, Rubens, Sofonisba), Kennenlernen und Vergleichen ihrer Biografien; Auseinandersetzung mit Aspekten der Selbst- und Fremdwahrnehmung; Schulung der Wahrnehmung: Wirkung von Mimik, Gestik und Körpersprache  

Sprachlicher Fokus:

Adjektive zur Beschreibung der Gefühlsausdrücke

Download (zip, 7 MB)

Einheit 3

Viele Orte, viele Menschen

Themen:

Kennenlernen der Kunstkammer und der Objekte aus unterschiedlichen Materialien; Frage nach der Herkunft von Objekten im Kontext des Kolonialismus; kritische Auseinandersetzung mit der europäischen Perspektive auf ferne Länder und Kontinente

Sprachlicher Fokus:

Vermutungen anstellen; Bildbeschreibung

Download (zip, 9 MB)

Einheit 4

Mensch und Natur

Themen:

Landschaftsmalerei mit Schwerpunkt auf Naturphänomene; Wetter und Klima; Farben und ihre Wirkung

Sprachlicher Fokus:

Benennen von Farben und Farbwirkungen; kreatives Schreiben

Download (zip, 18 MB)

Einheit 5

Der Mensch in seiner Zeit

Themen:

Objekte in der Kunstkammer; Materialien; materielle und immaterielle Werte

Sprachlicher Fokus:

Steigerungsform der Adjektive (Komparativ und Superlativ); Vermutungen anstellen; eigene Meinungen äußern

Download (zip, 7 MB)
Nach dem Besuch

Einheit B

Nachbereitung in der Schule  

Themen:

Nachbereitung des Museumsbesuches oder der Besuchsreihe; Reflexion zur Institution Museum

Sprachlicher Fokus:

Redemittel – die eigene Meinung äußern; Steigerungsform der Adjektive (Komparativ und Superlativ); Reflexionsgespräch über Museumsbesuche

Download (zip, 16 MB)

Erfahrungen im Museum

Wir haben zusammen viel erlebt!  

86 Schüler*innen

56 Stunden Workshops

12 Pädagog*innen  

4 Kunstvermittlerinnen  

4 Sprachdidaktikerinnen

„Die besonderen und untypischen Gegenstände wecken die Neugier der Kinder.“

Pädagog*in

„Die Schüler*innen hatten heute viel Spaß bei diesen Aktivitäten, es war sehr abwechslungsreich.“

Pädagog*in

„Ich wünsche mir, dass wir alle zusammen alles anschauen können.“

Schüler*in

„Die Kinder haben Fragen beantwortet, selbst erzählt, erklärt. Sie fragen viel nach, zeigen Begeisterung, wollen reden, sich ausdrücken, ihre Meinung preisgeben.“

Pädagog*in

Kaltes Blau,riecht wie Blaubeeren,klingt wie das Meer,sieht aus wie der schöne Himmel,schmeckt wie Eiscreme,fühlt sich an wie dein Geburtstag:kaltes Blau.Leuchtendes Gelb,riecht wie heißer Wind,klingt wie Summen,sieht aus wie eine Sonne,schmeckt wie eine Banane,fühlt sich an wie Schwimmen:leuchtendes Gelb.
Kaltes Blau,riecht wie Blaubeeren,klingt wie das Meer,sieht aus wie der schöne Himmel,schmeckt wie Eiscreme,fühlt sich an wie dein Geburtstag:kaltes Blau.Leuchtendes Gelb,riecht wie heißer Wind,klingt wie Summen,sieht aus wie eine Sonne,schmeckt wie eine Banane,fühlt sich an wie Schwimmen:leuchtendes Gelb.

Wir danken allen Schüler*innen und Pädagog*innen fürs motivierte Mitmachen, den intensiven Austausch und die vielen spannenden gemeinsamen Erlebnisse im Museum und in der Schule!

Das Team

Das Team der Universität Duisburg-Essen (Institut für Deutsch als Zweit- und Fremdsprache) entwickelt und erprobt seit einem Jahrzehnt gemeinsam mit musealen Teams Lehr- und Lernszenarien, die eine ganzheitliche Form der sprachlichen Bildung umsetzen.

Durch die Begegnung mit Kunstwerken im Museum und einer Vor- und Nachbereitung in der Schule werden motivierende Sprachaneignungsprozesse angestoßen. Kinder und Jugendliche können neue verbale und nonverbale Ausdrucksformen erproben und beim Sprechen, Schreiben, Lesen und Hören ihr gesamtes Sprachenrepertoire aktivieren.

Das Team des Kunsthistorischen Museums Wien vermittelt nicht nur Fakten, sondern stellt gemeinsam mit dem Publikum kritische Fragen an die Objekte und zeigt so die Relevanz der Kunst vergangener Jahrhunderte für die Gegenwart auf.

Dadurch werden Menschen jeden Alters dabei unterstützt, Kunst für sich zu erschließen: als Inspirationsquelle, zur Erholung, zur Entwicklung sozialer, kognitiver und fachlicher Kompetenzen.
Ein niederschwelliges und vielfältiges Programm für junge Menschen stellt eine wesentliche Aufgabe zeitgemäßer Museumsarbeit dar, wobei das Vermittlungsteam des Kunsthistorischen Museums in diesem Bereich auf jahrelange Erfahrung und ein breites Spektrum an Wissen und Methoden zurückgreifen kann.